WINTERLICHE MORGENRITUALE
Vor dem Aufstehen in mein Kaleidoskop gucken. Mich an den immer wieder sooo schön bunten Formen erfreuen, die ich durch leisen Drehen hervorbringen kann. Mich erinnern lassen, was für eine Vielfalt mit begrenztem Ausgangsmaterial möglich ist. Fülle atmen.
Mein Fenster öffnen, die Bettdecke zum Lüften aufschlagen.
Mein Deckenhoodykleid anziehen und dicke Wollsocken. Asche aus dem Ofen im vorderen Zimmer leeren und draußen in die Tonne kippen. Ruby, unsere Hündin, in den Garten lassen. Die Arme öffnen und die kalte frische Luft trinken.
Das Vogelhaus mit frischem Futter füllen.
Mit meinen Seifenblasen den Garten und den Tag begrüßen. Meinen Blick in die Weite schweifen lassen.
Zwei Taschen Holz nach drinnen tragen. Den Ofen anzünden.
In meinem kleinen hinteren Zimmer das Fenster wieder schließen. Die Bettdecke zurücklegen und die Heizdecke unter dem Bettlaken anstellen.
Ruby füttern. Teewasser aufsetzen. Frühstück machen. Den Ofen kontrollieren und Holz nachlegen.
Mein warmes Kleid gegen einen bequemen Kuschelpulli tauschen und mit Tee und Frühstück in mein gelüftetes kaltes Refugium ins warme Bett schlüpfen, Heizdecke wieder ausstellen, und den Vormittag mit Tagebuchschreiben und lesen verbringen.
Alternative: mich in warme Alltags – Wohlfühlkleidung hüllen. Mit dem Frühstück mich an den Platz setzen von dem aus ich sowohl die züngelnden Flammen im Ofen, die Vögel am Futterhaus wie meinen sanft schlafenden Weggefährten beobachten darf.
Dankbarkeit spüren für dieses Alltagsglück.
Oma Gaby, Polithexe 18.01.2025